Chiron: neue Ära mit dem AM-Cube

Im Mai letzten Jahres läutete die Chiron Group mit der Vorstellung des AM-Cube eine neue Ära für den Tuttlinger Werkzeugmaschinenhersteller ein. Laserauftragsschweißen, das alternativ mit Metallpulver oder Draht erfolgen kann, eröffnet eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten. Die Kombination verschiedener Verfahren lässt dabei kaum Wünsche offen.

Firmeninfo

Die Chiron Group mit Sitz in Tuttlingen ist Spezialist für CNC-gesteuerte, vertikale Fräs- und Drehbearbeitungszentren sowie Turnkey-Fertigungslösungen. Die Gruppe ist mit Produktions- und Entwicklungsstandorten, Vertriebs- und Serviceniederlassungen sowie Handelsvertretungen weltweit präsent. Mit 2.100 Mitarbeitern erzielte die Unternehmensgruppe 2019 einen Umsatz von 443 Millionen Euro. Rund zwei Drittel der verkauften Maschinen und Lösungen werden exportiert. Wesentliche Abnehmerbranchen sind die Automobilindustrie, der Maschinenbau, die Medizin- und Präzisionstechnik sowie die Luft- und Raumfahrt.
Die Chiron Group führt die Marken Chiron, Stama und Factory5 für Neumaschinen sowie CMS für Retrofit. Alle Marken repräsentieren präzise, produktive und flexible Bearbeitung. Die Bearbeitungszentren von Chiron stehen dabei für höchste Dynamik. Stama fokussiert auf Stabilität und Schwerzerspanung. Factory5 konzentriert sich auf die Hochgeschwindigkeitszerspanung mikrotechnischer Komponenten. CMS bietet komplett überholte Maschinen der Gruppe sowie entsprechende Dienstleistungen an. Mit Produkten und Lösungen für die Additive Fertigung ergänzt die Chiron Group ihre Kernkompetenzen.

Warum entwickelt ein Hersteller für CNC-gesteuerte Fräs- und Drehbearbeitungszentren eine AM-Maschine? Und vor allem eine, die verschiedene Technologien miteinander vereint? Axel Boi, Head of Additive Manufacturing bei der Chiron Group, erklärt es so: „Der Bereich Additive Manufacturing ist ein Startup innerhalb unserer Unternehmensgruppe. Mit dem 3D-Metalldrucker made by Chiron realisieren wir eine Anlage für die Fertigung größerer Bauteile mit langen Beschaffungszeiten und hohen Materialpreisen. Im Maschinenbau, in der Werkzeugherstellung, in der Energieerzeugung oder im Aerospace-Sektor kann diese Technologie erfolgreich eingesetzt werden. Allesamt wichtige Zielbranchen der Chiron Group.“

Dass verschiedene Technologien im AM-Cube zum Einsatz kommen, hat dabei ganz praktische Gründe. Durch diese Möglichkeit können mit dem AM-Cube verschiedene Prozessanforderungen kombiniert werden: So lässt sich etwa mit einem Auftragskopf eine hohe Oberflächengüte, mit einem anderen ein hohes Auftragsvolumen erreichen. Durch den automatischen Kopfwechsel lassen sich diese Eigenschaften in einem Werkstück kombinieren. Auch hier haben die Profis von Chiron ihr umfassendes Prozess-Know-how und ihre jahrelange Erfahrung aus dem Einsatz von Werkzeugmaschinen in der Praxis einfließen lassen. Aufgrund der kleinen Stückzahlen, die mit diesem Verfahren gefertigt werden, ist eine hohe Flexibilität in jeder Branche ein entscheidender Faktor. Der AM-Cube ist mit bis zu drei Auftragsköpfen ausgestattet und ermöglicht zusätzlich den Wechsel des Auftragsmaterials. Draht und Pulver können innerhalb eines Fertigungsprozesses in unterschiedlichen Phasen der Produktion mit dem AM-Cube aufgetragen werden.

Der Vorteil beim Laserauftragsschweißen mit Draht besteht darin, dass kein Materialverlust entsteht und hohe Auftragsraten möglich sind.

Der Vorteil beim Laserauftragsschweißen mit Draht besteht darin, dass kein Materialverlust entsteht und hohe Auftragsraten möglich sind.

Shortcut

Aufgabenstellung: Beschichtung, Reparaturen, generative Bauteilfertigung in unterschiedlichen Güten und Auftragsraten.
Material: Metallpulver, Drahtwerkstoffe (gängige und Sonderwerkstoffe).
Lösung: AM-Cube mit drei verschiedenen Verfahren, Laserauftragsschweißen mit Pulver, Laserauftragsschweißen mit Draht, EHLA (Extremhochgeschwindigkeits-Laserauftragsschweißen).
Nutzen: Drei verschiedene Verfahren in einer Maschine, bis zu 5 Achsen.

An der Anforderung orientiert

„Im Gegensatz zu vielen anderen AM-Maschinen-Herstellern, deren primäres Ziel ist, eine AM-Maschine auf den Markt zu bringen, ist das Thema Additive Fertigung bei uns ein Problemlöser, der Lücken in der konventionellen Fertigung schließen soll. Die Industrie steht oft vor der Anforderung, Bauteile reparieren oder an bestehende Bauteile Ergänzungen anbringen zu müssen. Statt das Teil neu zu fertigen, besteht mit dem AM-Cube die Möglichkeit, auf das Ursprungsteil aufzusetzen und somit Zeit und Geld zu sparen“, erklärt Boi und ergänzt: „Dabei sind die Möglichkeiten der Herstellung von Geometrien, die sich konventionell nur schwer oder gar nicht fertigen lassen, noch gar nicht berücksichtigt.“ So ist es eigentlich nur logisch, dass man eine Lösung suchte, die die Stärken der unterschiedlichen Verfahren miteinander vereint. Die konsequente Umsetzung dieser Anforderung ist der AM-Cube.

Beim drahtbasierten Laserauftragsschweißen ist zwar eine Nachbearbeitung zwingend erforderlich, dennoch ist das Verfahren speziell bei teuren Ausgangsmaterialien sehr kosteneffizient und schnell.

Beim drahtbasierten Laserauftragsschweißen ist zwar eine Nachbearbeitung zwingend erforderlich, dennoch ist das Verfahren speziell bei teuren Ausgangsmaterialien sehr kosteneffizient und schnell.

AM-Cube

• Auftragsköpfe:
Bis zu drei Auftragsköpfe mit patentierter, fest verkabelter Energie-, Material- und Datenversorgung
• Maximale Bauteilabmessungen:
3-Achsen: 1.000 x 400 x 500 mm
4-Achsen: Ø 300 x L 1.000 mm
5-Achsen: Ø 500 x H 500 mm
• Laserquelle:
Festkörperlaser mit wahlweise 2/4/6 kW Laserleistung
• Strahlqualität:
NA 0,1
• Fokusdurchmesser:
1,2 - 4,0 mm, je nach Auftragskopf
• Steuerung:
Siemens 840 Dsl
• Bedienung:
HMI über CHIRON TouchLine mit integrierter Arbeitsraum- oder Prozessbetrachtung
• Schwenkbereich:
3-Achsen: ---
4-Achsen: A-Achse: 360°
5-Achsen: B-Achse: +/-100° & C-Achse 360°
• Max. zulässige Beladung:
3-Achsen: 1.000 kg
4-Achsen: 400 kg
5-Achsen: 400 kg
• Aufstellfläche:
2.650 x 2.650 mm plus Peripherie

Auftragsschweißen mit unterschiedlichen Rohmaterialien

Mit einer Anlage, die für beide gängigen Auftragsmaterialien – Draht und Pulver – konzipiert wurde, hat sich der Werkzeugmaschinenhersteller außerdem eine vollkommen neue Technologie patentieren lassen. Beide Verfahren haben ihre Berechtigung: Während das Beschichten mit Pulver als das am meisten verbreitete innerhalb der Industrie gilt, bietet das Laserauftragsschweißen mit Draht ein besseres Sicherheitshandling und überzeugt zudem durch weniger Materialverlust. Draht hat nicht zuletzt den Vorteil, dass jede Art des Auftragsmaterials für die Fertigung eingesetzt werden kann.

Die Anlage ist als Plattform ausgelegt und lässt sich mit relativ geringem Aufwand von vierachsige auf fünfachsige Bearbeitung umrüsten. Ausgestattet mit modernster Sensorik erfüllt der AM-Cube alle relevanten Sicherheitsanforderungen für einen automatischen Betrieb ohne Überwachung durch den Bediener. Werden besonders reaktive Materialien, wie etwa Titan, mit dem AM-Cube bearbeitet, so kann die gesamte Anlage zur Verringerung der Oxidation mit Schutzgas geflutet werden und ermöglicht so ein mehrstündiges Fertigen unter Schutzgasatmosphäre.

Eine Beschichtung eines Stahl-Grundkörpers mit Aluminiumbronze mittels EHLA-Verfahren ist nur ein Beispiel für die Möglichkeit, Materialkombinationen additiv herzustellen.

Eine Beschichtung eines Stahl-Grundkörpers mit Aluminiumbronze mittels EHLA-Verfahren ist nur ein Beispiel für die Möglichkeit, Materialkombinationen additiv herzustellen.

Die Herstellung beliebiger Geometrien auf bestehende Grundkörper bei relativ hoher Genauigkeit zählt zu den Stärken des Pulver-Laserauftragsschweißens.

Die Herstellung beliebiger Geometrien auf bestehende Grundkörper bei relativ hoher Genauigkeit zählt zu den Stärken des Pulver-Laserauftragsschweißens.

Axel Boi
Head of Additive Manufacturing bei der Chiron Group

„Mit dem AM-Cube sind wir in der Lage, den Anwendern eine Kombilösung zu bieten, die generative Fertigung hochflexibel mit hohen Auftragsraten ermöglicht.“

Auf Industriestandards gesetzt

Dabei orientiert sich der AM-Cube in jeder Hinsicht an Industriestandards. „Konzipiert ist der AM-Cube wie eine klassische Werkzeugmaschine mit einem kartesischen Koordinatensystem. Programmiert wird mit normiertem DIN-ISO-Code oder, bei komplexen Bauteilen, mit einem CAD-/CAM-Software-Tool aus dem Siemens-NX-Baukasten. Die Steuerung lässt sich durchgängig mit bewährten Siemens-Komponenten realisieren: von der Hardware bis hin zur Programmierung des AM-Cube. Des Weiteren ist der AM-Cube als Plattform ausgelegt und kann, mit relativ wenig Aufwand, von drei- auf vier- oder fünfachsiges Bearbeiten umgerüstet werden“, präzisiert Boi.

Mit dieser Ergänzung im Produktportfolio schafft die Chiron Group den Brückenschlag zwischen Zerspanung und Additiver Fertigung im eigenen Haus. Der Vorteil liegt auf der Hand: Der Anwender hat einen Ansprechpartner für alles. Einen, der sowohl den Zerspanungsprozess in der Tiefe versteht als auch die ergänzende Additive Fertigung in den Bauteilentwicklungsprozess einbringt. Dadurch sind Anwender in der Lage, Komponenten zu fertigen, die nicht nur effizienter und besser sind, sondern auch in der Herstellung materialsparend. Da man je nach Anforderung das am besten geeignete Auftragsverfahren wählen kann, bleiben auch hinsichtlich der resultierenden Bauteilqualität keine Wünsche offen.

Filtern

Suchbegriff

Unterkategorie

Firmen

Inhaltstyp

Firmentyp

Land