innovatiQ X400: Ganz individuell

Individualisierung ist eines der großen Schlagworte, wenn es um die Vorteile der Additiven Fertigung geht. „Die Schuhleister“, ein Start-up aus Köln hat daraus ein Geschäftsmodell für den Schuhmarkt entwickelt und zeigt, dass industrielle Technologie für jedermann Nutzen bringen kann. Von Georg Schöpf, x-technik

Die perfekt auf den Fuß abgestimmten Schuhleisten werden auf einem German RepRap X400 v3 hergestellt.

Die perfekt auf den Fuß abgestimmten Schuhleisten werden auf einem German RepRap X400 v3 hergestellt.

Kaum jemand trägt wirklich passende Schuhe. Das liegt allein schon daran, dass jeder Mensch eine ganz individuelle Fußform hat. Es beginnt schon damit, dass selbst der linke und der rechte Fuß eines Menschen in der Regel nicht die gleiche Größe haben. Weitere Unterscheidungsmerkmale liegen in der Weite des Fußes, der Höhe und Steigung des Ristes und in vielen anderen Details, die die Form eines Fußes beeinflussen. Lässt man sich Maßschuhe konventionell anfertigen, wird der Fuß vermessen und aus diesen Messungen ein Schuhleisten erstellt. Alles in Handarbeit. Der Leisten entspricht dann in Etwa der Form des jeweiligen Fußes. Auf diesem Leisten wird dann der Schuh aufgebaut. Meist muss der Leisten nach dem ersten Schuh nachgearbeitet werden, bis die optimale Passform erzielt wird.

Genau da setzten Dominik Gräßle und Timo Marks an, als sie Anfang dieses Jahr das Unternehmen Die Schuhleister GmbH & Co. KG durch Unterstützung einer Kickstarter Kampagne gegründet haben. Dabei ist der Name Programm, denn die beiden waren sich sicher: Wenn es gelingt, den perfekten Leisten zu erstellen, dann ist das der sicherste Weg zum wirklich passenden Schuh. Dominik Gräßle, der als Absolvent der Sporthochschule Köln sein Hauptbetätigungsfeld in der Prävention und Rehabilitation hatte, bringt den fachlichen Unterbau zum Thema Orthopädieschuhtechnik ins Unternehmen ein. Kunden mit Problemfüssen waren bisher immer daran gebunden, sich beim Orthopädieschuhmacher zu versorgen. Dieser passte dann in der Regel Industrieschuhe möglichst gut an die Kundenbedürfnisse an.

Ein Scan der Füße ist Grundlage für die Maßgefertigten Schuhe aus dem Hause „Die Schuhleister“.

Ein Scan der Füße ist Grundlage für die Maßgefertigten Schuhe aus dem Hause „Die Schuhleister“.

Scandaten als Grundlage

Grundlage für die Erstellung der Leisten ist ein 3D-Scan der Füße des Kunden. Dieses 3D-Modell wird zu einem digitalen Leisten-Modell aufbereitet. Dieses beinhaltet einerseits perfekt die Maße des Fußes und andererseits sämtliche Anpassungen, die in der Produktion eines bestimmten Schuhmodells benötigt werden. Dazu wird mithilfe eines speziellen Algorithmus der 3D-Scan des Fußes mit einem oder mehreren Konfektionsleisten eines ausgewählten Schuhmodelles kombiniert.

Der fertig designte digitale Leisten wird anschließend über eine FDM-Maschine zum realen Schuhleisten. Die Schuhleister setzen dabei auf Maschinen von German RepRap, konkret aktuell auf einem X400 v3. Schließlich fertigt ein europäischer Schuhhersteller auf der Basis des individuellen Leistens den fertigen Schuh. Das Design des Schuhes selbst kann dafür aus einem Baukastensystem in einer Kombination aus Schuhmodell und Designkonfigurationsmöglichkeiten zusammengestellt werden. Dadurch ergeben sich über 40.000 Varianten.

Auch die Herstellung von anatomisch angepassten Einlagen oder Innensohlen ist mit diesem Verfahren möglich. Die Erstellung der Einlage erfolgt über die Anpassung der Fußunterseite. Hierzu wird zunächst eine Negativ der 3D-gescannten Fußunterseite erstellt. Mittels eines weiteren Algorithmus wird das Negativ zu einem Inlay – dem Mittelstück der Einlage – verarbeitet.

Der Scan wird zu einem digitalen Leisten-Modell aufbereitet.

Der Scan wird zu einem digitalen Leisten-Modell aufbereitet.

Der fertige Leisten, wie er für die Produktion verwendet werden kann

Der fertige Leisten, wie er für die Produktion verwendet werden kann

Nachhaltig gedacht

Wohl besonders am Konzept der pfiffigen Gründer ist, dass man sich auch hinsichtlich dem Thema Nachhaltigkeit Gedanken gemacht hat. So werden die gedruckten Leisten nach der Erstellung des Schuhs wieder eingeschmolzen und das Material so wieder dem Produktionskreislauf zugeführt. Der Leisten ist dann freilich verloren. Das digitale Modell des Leistens aber wird gespeichert und steht so jederzeit für einen weiteren Kundenauftrag zur Verfügung.

Man darf gespannt sein, ob das Geschäftsmodell der Schuhleister Schule machen wird und so den Schuhmarkt revolutioniert. Vielleicht gehen wir ja alle bald in wirklich passenden Schuhen durch die Welt.

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