anwenderreportage

Handel neu definiert

Auch in Traditionsunternehmen wie dem E/D/E – dem Einkaufsbüro Deutscher Eisenhändler – blickt man mit Interesse nach vorne und setzt ganz bewusst auf die Additive Fertigung, um sich im sich verändernden Markt zu positionieren. Das Projekt Rapid3D, bei dem 3Yourmind die Software-Plattform für das Datenmanagement stellt, zeigt eindrücklich, wie manufacturing on demand von morgen aussieht. Von Georg Schöpf, x-technik

Von der Skizze zum generativ gefertigten Produkt.

Von der Skizze zum generativ gefertigten Produkt.

Norman Koerschulte
Karl Koerschulte GmbH

„Im PVH Future Lab machen wir uns Gedanken darüber, wie wir den Händlern im Verbund neue Geschäftsfelder eröffnen können und wie sie trotzdem weiterhin von den Vorteilen eines großen Handelsverbundes profitieren können.“

Seit fast 90 Jahren gibt es sie schon, die E/D/E Einkaufsbüro Deutscher Eisenhändler GmbH. 1931 Ferdinand Trautwein und vier weiteren Kaufleuten gegründet, handelt es sich heute um einen Handelsverbund, dem 1.235 mittelständische Unternehmen angehören. Ursprünglich lag der Schwerpunkt auf dem Lagergeschäft von Grob- und Kleineisenwaren, Möbelbeschlägen, Werkzeugen, Baubeschlägen sowie Haus- und Küchengeräten. Heute handelt das E/D/E mit Sitz in Wuppertal vorwiegend mit Werkzeugen, Maschinen, Baubeschlägen, Bauelementen, Sanitär, Heizung, Stahl, Befestigungs-, Sicherheits- und Industrietechnik sowie Produkten zum Arbeitsschutz. Das E/D/E sieht sich als Schnittstelle zwischen den angeschlossenen Großhändlern und den Lieferanten. So ermöglicht die Kooperation bessere Einkaufsbedingungen, Zugang zu Eigenmarken des E/D/E, eine Zentralregulierungsabwicklung sowie effizientere Warenlogistik. Dieser sogenannte Produktionsverbindungshandel (PVH) erschließt den beteiligten Unternehmen neue Geschäftsfelder und ermöglicht wirtschaftlicheres Handeln.

Aber auch in einem Traditionsunternehmen wie dem E/D/E ist man sich darüber im Klaren, dass die Einführung moderner Technologien eine Veränderung im Markt verursacht. Deshalb wurde von sieben Unternehmen im Verbund mit E/D/E das PVH Future Lab gegründet. Dort geht man der Frage nach, welche neuen Technologien den Markt in der Zukunft beeinflussen werden. Die Produktion der Zukunft entwickelt sich immer mehr hin zur Herstellung hochindividueller Produkte – passgenau für die Anwender. Wie können Händler daran partizipieren und sich mit einem neuen Geschäftsfeld vom Wettbewerb absetzen? Wie können Händler den Fortbestand zusätzlich sichern und im Prototypen-, Modellbau-, Kleinserien- und Ersatzteilgeschäft Fuß fassen?

Der digitale 3D-Druck Service von Eisen Fendt.

Der digitale 3D-Druck Service von Eisen Fendt.

Stephan Kühr
Geschäftsführer bei 3Yourmind

„Das Beispiel des E/D/E zeigt eindrücklich, dass mit unserer Plattform eine mandantenfähige Lösung zur Verfügung steht, die genau auf die Kundenbedürfnisse abgestimmt werden kann und dabei alle Kriterien hinsichtlich Fertigbarkeit, Qualität und Wirtschaftlichkeit berücksichtigt.“

Projekt: Rapid3D

Ergebnis dieser Fragestellungen war das Projekt Rapid3D. Es handelt sich dabei um ein Dienstleistungskonzept, bei dem die Händler Zugang zu einem Herstellernetzwerk in der Additiven Fertigung bekommen. Nach nur fünfmonatiger Entwicklungszeit ist das Grundgerüst für die neue Dienstleistung im PVH eingerichtet, funktionsfähig und bereits im Pilotbetrieb. „Beim PVH Future Lab und unserem ersten großen Meilenstein, der Additiven Fertigung, geht es um die Geschwindigkeit und die Freiheit, Dinge im Kleinen auszuprobieren und sie anschließend groß zu machen“, erklärt Norman Koerschulte von der Karl Koerschulte GmbH aus Lüdenscheid, der als Projektleiter Rapid3D vorantreibt. „Wir gehen neue Wege, arbeiten weitestgehend unabhängig von etablierten Strukturen und verfolgen einen klaren Gemeinschaftsgedanken“, ergänzt Thilo Brocksch, Geschäftsbereichsleiter Mitgliederentwicklung im E/D/E und Mitinitiator des PVH Future Lab. „Wir bewegen das, was alle Händler im PVH weiterbringt, getreu dem Motto: von Händlern für Händler – auf Augenhöhe mit dem E/D/E“, wirft Christina Fendt, Mitglied der Geschäftsleitung bei der Eisen Fendt GmbH aus Marktoberdorf, zusätzlich ein, die bereits erste Erfahrungen mit der mitentwickelten Lösung sammelt. Dem Gemeinschaftssinn folgend spielt sie diese an alle Beteiligten wieder zurück.

Die Nachfrage nach additiv gefertigten Metallteilen steigt stetig.

Die Nachfrage nach additiv gefertigten Metallteilen steigt stetig.

Infos zum Anwender

Das E/D/E (Einkaufsbüro Deutscher Eisenhändler GmbH) ist Europas größter Einkaufs- und Marketingverbund im Produktionsverbindungs- handel mit 1214 mittelständischen Handelsunternehmen aus den Bereichen Werkzeuge, Maschinen und Betriebseinrichtungen, Baubeschläge und Bauelemente, Sanitär und Heizung, Stahl und Befestigungstechnik, Schweiß-, Sicherheits- und Industrietechnik sowie Arbeitsschutzprodukten.

Vielfältige Materialien

„In den vergangenen Jahren hat der technologische Fortschritt in der Additiven Fertigung vielfältige neue Möglichkeiten hervorgebracht. Heute druckt man nicht nur mit Kunststoffen, sondern vor allem auch mit Metallen oder elastischen Materialien“, zeigt Andreas Schröter, Geschäftsführer der HUG Technik und Sicherheit GmbH, auf. „Daran wollen wir teilhaben und mit unserer Softwarelösung Druckpartner, also die Hersteller von Druckerzeugnissen, mit unseren Endkunden verbinden.“ Denn die Additive Fertigung bietet viele Vorteile, zum Beispiel in Bezug auf Konstruktion, Gewicht, Produktion und Geschwindigkeit. Den entscheidenden Vorteil von Rapid3D sieht Vanessa Weber, Geschäftsführerin der Werkzeug Weber GmbH & Co. KG, vor allem in der Druckplattform selbst: „Mit Rapid3D können unsere Kunden auf der Plattform in Echtzeit das eigene individuelle Bauteil auf seine Druckbarkeit prüfen. Auch der Preis sowie die Lieferzeit werden angezeigt. Zudem ist das Produkt direkt bestellbar.“

Additive Fertigung ermöglicht Materialersparnis bei gleicher Belastbarkeit.

Additive Fertigung ermöglicht Materialersparnis bei gleicher Belastbarkeit.

Logik im Hintergrund

Im Hintergrund ist ein hochtechnologisches Drucknetzwerk installiert. Basierend auf der Datenmanagementplattform, die von der Berliner Softwareschmiede 3Yourmind stammt, werden unterschiedliche Fertigungsdienstleister angebunden. Die beteiligten Unternehmen haben die Möglichkeit, in dem mandantenfähigen System in ihrem eigenen Corporate Design aufzutreten. „Die Stärke unserer Lösung liegt darin, dass wir sie exakt auf die Bedürfnisse unserer Kunden abstimmen können. So kann jedes eingebundene Unternehmen die eigenen Leistungen firmenindividuell anzeigen lassen und trotzdem auf die gemeinsame Logik im Hintergrund zurückgreifen. Dadurch ist es möglich, die Qualitätskriterien, die Rapid3D vorgibt, übergreifend abzubilden und im Hintergrund auf die jeweils geeigneten Fertigungsdienstleister zuzugreifen. Zudem bieten wir noch intelligente Features an wie Druckbarkeitsanalyse für 3D-Dateien oder Echtzeit-Preiskalkulationen“, erklärt Stephan Kühr, Geschäftsführer der 3Yourmind GmbH.

Die Anbindung von Druckpartnern erfolgt nach Qualitätsvorgaben zentral über Rapid3D. „Unser Anspruch ist es, den E/D/E Händlern ein Gesamtsystem Plug-and-play zur Verfügung zu stellen. Von der Einrichtung der unternehmenseigenen 3D-Druckplattform bis hin zu Schulungen und Vertriebsmaterialien,“ führt Frederik Diergarten an, der das PVH Future Lab ebenfalls begleitet und voranbringt. „Die Händler erhalten mit geringem Aufwand Zugang zu einem neuen Geschäftsfeld – ohne Investments in Maschinen und Ausstattung. Dabei unterstützen wir jeden interessierten Händler als erste Anlaufstelle für Additive Fertigung im PVH.“ Nach der Testphase werden nun weitere Händler als sogenannte Early-Adopter hinzukommen. „In der dritten und letzten Phase bieten wir das Geschäftsmodell anschließend für alle interessierten E/D/E-Händler an. Dann ist Rapid3D offiziell am Markt“, erklärt Brocksch.

Neue Geschäftsfelder erschließen

Dass mit der Additiven Fertigung neue Geschäftsfelder für die Händler erschlossen werden können, darüber ist man sich im E/D/E sicher „Die Additive Fertigung ist für einen klassischen Werkzeughändler, wie wir es sind, das disruptivste Geschäftsmodell, das es gibt“, meint Koerschulte und ergänzt abschließend: „Über das Projekt Rapid3D sind wir in der Lage, unseren Händlern im Verbund diese neuen Technologien auf einfache Art und Weise zugänglich zu machen. Im PVH Future Lab versuchen wir, alle möglichen Szenarien vorab durchzuspielen, um unseren Händlern am Ende eine einfach zu implementierende Lösung bieten zu können, die den jeweiligen Anforderungen exakt entspricht und unmittelbar in die bestehenden Abwicklungsmechanismen eingebunden ist. Es soll für unsere Händler so einfach bleiben wie bisher und doch sollen alle Möglichkeiten der Additiven Fertigung verfügbar gemacht werden. Die Lösung von 3Yourmind bietet genau diese Möglichkeiten.“

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