gastkommentar
Arbeitssicherheit beim Betrieb von Laserschmelzanlagen
Die Additive Fertigung hat in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung für die Produktionstechnik gewonnen und bietet unbestritten ein enormes Potenzial für die Zukunft. Im Rahmen eines Technologieeinstiegs sind Unternehmen mit Sicherheitsfragen konfrontiert, auf die heute noch nicht zufriedenstellend unabhängige und eindeutige Antworten verfügbar sind. Die Forschungsarbeit des Fraunhofer IGCV in Augsburg (vormals Fraunhofer IWU) und die Richtlinienarbeit des neu gegründeten Fachausschusses FA 105.6 des VDI zielt auf eine praxistaugliche Richtlinie zu diesem Thema ab.
Das Ziel des Fachausschusses 105.6 sind praxisfokussierte Richtlinien, die einen arbeitssicheren Umgang mit den additiven Fertigungsverfahren sicherstellen. DI Christian Seidel, Vorsitzender des VDI-Fachausschusses 105.6 und Abteilungsleiter beim Fraunhofer IGCV in Augsburg sowie Autor des Gastkommentars.
Aufruf zur Mitarbeit
Bei Interesse an der Mitarbeit im Gremium ersucht der Autor DI Christian Seidel, Vorsitzender des VDI-Fachausschusses 105.6 und Abteilungsleiter beim Fraunhofer IGCV, um Kontaktaufnahme.
Additive Fertigungsverfahren nutzen unterschiedliche Prinzipien, um Bauteile schicht- oder elementweise zu erzeugen. Dabei können pulverförmige Ausgangswerkstoffe die Staubbelastung am Arbeitsplatz erhöhen, oder ein Verdampfen von Hilfsstoffen wie z. B. Binder kann die Arbeitsumgebung beeinträchtigen. Richtlinien, die Technologieanwender beim Umgang mit den bestehenden Gefahren verständlich und praxistauglich unterstützen, sind derzeit nicht verfügbar.
Aus diesem Grund wurde am 07. April 2016 im Verein Deutscher Ingenieure (VDI) der Fachausschuss 105.6 zur „Sicherheit beim Betrieb additiver Fertigungsanlagen“ gegründet. Dieser verfolgt das Ziel, den Technologieanwendern der Additiven Fertigung geeignete Sicherheitsempfehlungen für den Umgang mit den Verfahren kompakt aufzuzeigen. Gegebenenfalls kann durch die Arbeit des Gremiums auch der Bedarf an zusätzlichen Berufsgenossenschaftsrichtlinien o. ä. identifiziert und an die relevanten Gremien weitergeleitet werden. Durch die Arbeiten des VDI-Fachausschusses 105.6 soll zu einem einheitlichen, zulässigen Standard der Arbeitssicherheit im Bereich der Additiven Fertigung beigetragen werden.
Das erste Projekt des Fachausschusses befasst sich dabei explizit mit dem derzeit am weitest verbreiteten Verfahren Laser-Strahlschmelzen, bei dem pulverförmiger, meist metallischer, Ausgangswerkstoff zu Bauteilen verarbeitet wird. Es soll eine Richtlinie mit dem Arbeitstitel „VDI 3405 Blatt 6.1 Additive Fertigungsverfahren; Anwendersicherheit beim Betrieb der Fertigungsanlagen; Laser-Strahlschmelzen von Metallpulvern“ entstehen, die bestehendes Wissen im Rahmen eines technischen Konsens aller Interessensgruppen umfasst.
Erkenntnisse zur Arbeitssicherheit beim Laser-Strahlschmelzen, die über den Stand der Technik hinausgehen, sollen parallel zur Richtlinienarbeit im VDI am Fraunhofer IGCV im Rahmen des von der Bayerischen Forschungsstiftung geförderten Projekts „SafetyAM“ erarbeitet werden. Ausgehend von einer Literaturrecherche zu Gesetzen, Normen und Richtlinien soll in Kombination mit einer durch zahlreiche Kontaminationsmessungen unterstützen IST-Analyse entlang der Prozesskette ein Soll-Szenario erarbeitet werden. Die daraus ableitbaren Handlungsempfehlungen sollen dann direkt in die Richtlinienarbeit des VDI einfließen und vorgelagert sollen Anregungen des Fachausschusses zur Ausgestaltung der IST-Analyse berücksichtigt werden.
Teilen: · · Zur Merkliste