Cubicure: Das Ende der manuellen Bauteilreinigung
Der 3D-Druck hat sich in den letzten Jahren sukzessive in die industrielle Wahrnehmung voran gearbeitet und als Additive Fertigung Einzug in die Fertigungsstrategien verschiedenster Industrien gehalten. Im Bereich der Kunststoffe dominieren hier vor allem lichthärtende Prozesse (SLA, DLP) und pulverbasierte Verfahren (SLS, Multi-Jet Fusion). Beiden Technologien gemeinsam ist die Tatsache, dass der 3D-Druck selbst nur einen Teil der Prozesskette darstellt und zumeist ein intensiver Bauteilreinigungsprozess, auch Postprocessing genannt, nachgeschalten werden muss.
Das Cubicure-Postprocessing-Konzept baut auf eine nasschemische Reinigung, bei der frisch gedruckte Bauteile innerhalb weniger Minuten komplett von Restharzen befreit und getrocknet werden. (Bild: Otmar Winterleitner)
Bei kleineren Bauteilserien sind bis zu 50 % der Produktionskosten in diesem Postprocessing-Schritt zu finden, was in der Regel oft unterschätzt wird. Für große und sehr große Bauteilserien werden neben einem hohen Durchsatz der eigentlichen Druckmaschine also auch völlig neue Ansätze beim Postprocessing benötigt, um industrielle Losgrößen ökonomisch bedienen zu können.
Fokus liegt auf industriellem Einsatz
Das Wiener Unternehmen Cubicure ist seit Jahren ein Vorreiter, wenn es um die Entwicklung radikal neuer technologischer Ansätze für den industriellen Einsatz von lichthärtender Additiver Fertigung geht. In einem ersten Schritt konnte mit Cubicures Hot Lithography-Ansatz gezeigt werden, dass Photopolymere durchaus performante Kunststoffe hervorbringen können, welche aktuell bereits in der Medizintechnik und Elektronikbranche Einsatz finden. Im zweiten Schritt wurde ein völlig neuartiges lithographisches Druckverfahren vorgestellt, welches eine signifikant gesteigerte Produktivität aufweist und klassische AM-Einschränkungen hinsichtlich variierender Produktionsqualität überwindet. Diese als Cerion® beworbenen Drucksysteme wurden erstmals im November 2021 vorgestellt und befinden sich laut Cubicure bereits seit mehreren Jahren im Pilotkundeneinsatz bei US-amerikanischen Technologiekonzernen. 2022 wurden erste Systeme an industrielle Anwender in Europa ausgeliefert.
Postprocessing ökonomisch und ökologisch ausgerichtet
Rechtzeitig zur diesjährigen Formnext Messe in Frankfurt stellt Cubicure nun sein Postprocessing-Konzept einer breiten Öffentlichkeit vor: „Für den industriellen Anwender ist vor allem die massive Reduktion manueller Arbeitsschritte an 3D-gedruckten Bauteilen relevant“, ist Dr. Robert Gmeiner, Managing Director und CTO von Cubicure überzeugt. Dementsprechend hat Cubicure ein System entwickelt, bei dem bedruckte Bauplattformen und Plattformsegmente der beiden Drucksysteme Caligma® und Cerion® nach der eigentlichen Additiven Fertigung automatisiert weiterverarbeitet werden können. „Wir setzen dabei auf ein System von nachgelagerten Prozessen, welche in anderen Industrien bereits erfolgreich implementiert sind“, erklärt Dr. Markus Kury, COO bei Cubicure. In einem ersten Schritt werden die Bauplattformen in eigens entwickelten Containern abgeschleudert, wobei das entfernte Restharz zur Gänze gesammelt und in einem Folgedruck wiederverwendet werden kann. Der nächste Prozessschritt führt in eine nasschemische Reinigungsanlage, welche die verschiedenen lösemittelbasierten Reinigungsschritte automatisch durchführt. Nach nur wenigen Minuten werden frisch gedruckte Bauteile dadurch komplett von Restharzen befreit und getrocknet. Die dafür benötigten Anlagen hat Cubicure nun mit ins Portfolio aufgenommen und entsprechend den Bedürfnissen des lithographischen 3D-Drucks modifiziert. Sie zeichnen sich besonders durch niedrigen Energieverbrauch und beinahe vollständige Reduktion nasschemischer Abfälle aus. M. Kury dazu: „Das in den Anlagen eingesetzte Lösemittel wird automatisch destilliert und dadurch im Umlauf gehalten. Dies war auch in umwelttechnischer Hinsicht der Durchbruch zur digitalen Massenfertigung mittels lichthärtendem 3D-Druck. Dadurch ist Cubicure nun in der Lage, die komplette additive Prozesskette auf industriellem Niveau abzubilden.“
formnext: Halle 11.1, C38
Teilen: · · Zur Merkliste