interview
DMG Mori präsentiert die 3. Generation der Lasertec 30 SLM
Im Jahre 2017 hat DMG Mori seine Additive Manufacturing-Sparte um das LPBF-Verfahren ergänzt. Ganz im Sinne industrieller Ausrichtung wurde inzwischen die Lasertec 30 SLM komplett überarbeitet und an die Standards der Fertigungsindustrie angepasst. Mit neuen Features und einem neuen Maschinenaufbau will man den Anforderungen in automatisierten Produktionsumgebungen gerecht werden und somit die Grundlage schaffen, das Verfahren wirtschaftlich einzusetzen. Im Gespräch erläutert Jan Riewenherm, Product Manager bei DMG Mori, welche Anpassungen vorgenommen wurden und was sich Anwender von der neuen Maschinengeneration erwarten können.
Nach seinem Masterstudium des Wirtschaftsingenieurwesens an der RWTH Aachen startete Jan Riewenherm vor rund zehn Jahren seine berufliche Laufbahn bei DMG Mori. In seiner aktuellen Funktion als Head of Technical Sales and Marketing bei der DMG Mori Additive GmbH ist er maßgeblich an der Entwicklung und Vermarktung von Additive Manufacturing (AM) Technologien, insbesondere im Bereich des Selective Laser Melting (SLM oder Laser Powder Bed Fusion – LPBF), beteiligt.
DMG Mori hat zur Hausmesse in Bielefeld die neue Generation der SLM 30 vorgestellt. Ist diese neue Maschinengeneration die Antwort auf die Anforderungen der Industrie?
Ja, bei der Entwicklung der Lasertec 30 SLM 3. Generation haben wir vor allem die hohen Anforderungen an die Produktivität berücksichtigt. So konnten wir mit dem neuen Quad-Laser und einer vollständigen Überlappung der Scanfelder den Materialaufbau erheblich beschleunigen. Auch das größere Bauvolumen von 325 x 325 x 400 mm trifft die Anforderungen des Marktes. Darüber hinaus basiert die Lasertec 30 SLM 3. Generation vollständig auf den Erfahrungen aus dem Werkzeugmaschinenbau. Ein Gussrahmen gewährleistet eine hohe Robustheit und maximale Wiederholgenauigkeit.
100 % Werkzeugmaschinenbaudesign für die SLM-Technologie: Die Lasertec 30 SLM 3. Generation gewährleistet mit einem thermosymmetrischen Gussrahmen eine hohe Robustheit und maximale Wiederholgenauigkeit.
Was sind die wesentlichen Highlights der neuen Maschine?
Neben dem stabilen Gussrahmen, dem Quad-Laser und dem erhöhten Bauvolumen ist vor allem die schwimmend gelagerte Prozesskammer eine große Innovation, weil sie eine noch präzisere Fertigung ermöglicht. Natürlich halten wir auch an bewährten Highlights wie den rePlug-Pulverwechselmodulen fest.
Innovative Optionen, wie das neue Schutzglasüberwachungssystem, stellen eine hohe Bauteilqualität sicher und unterstützen den Maschinenbediener bei der Reinigung.
Welche Vorteile bringt die geänderte Anordnung des Bauraums und die Entkopplung der Scanoptik von der Jobbox?
Da die Prozesskammer schwimmend gelagert ist, kann sie sich bei Temperaturschwankungen frei ausdehnen. Gleichzeitig sind die Optikmodule fest auf dem Gussrahmen montiert. Eine präzise Kalibrierung des Beschichters mittels einer Referenzfläche gewährleistet einen konstanten Abstand zwischen Optik und Pulverbett, zusätzlich unterstützt durch eine aktive Temperaturkompensation der Positionierung in der Z-Achse. Diese Lösung vermeidet sehr effektiv Qualitätsprobleme, die aus Abstandsänderungen zwischen Optik und Pulverbett hervorgehen.
Auf der diesjährigen Formnext in Frankfurt demonstriert DMG Mori vom 19. bis zum 22. November 2024 die jüngsten Entwicklungen im Bereich der Additiven Fertigung, darunter die kürzlich vorgestellte Lasertec 30 SLM 3. Generation.
Industrielle Skalierung und damit Automatisierung ist ja mehr und mehr eine Forderung aus der Industrie. Wie lässt sich das mit der neuen Maschinengeneration umsetzen?
Damit die Lasertec 30 SLM 3. Generation auch im Umfeld einer automatisierten Produktion optimal eingesetzt werden kann, haben wir das gesamte Handling weiter optimiert. Zum einen setzen wir auf die bewährten rePlug Pulvermodule, die die Zeit zwischen den Fertigungsaufträgen verkürzen und die Flexibilität erhöhen. Das rePlug-Pulvermodul ist eine in sich geschlossene, automatisierte Einheit für das Metallpulvermanagament, die gegen andere rePlug-Einheiten ausgetauscht werden kann. Bestehende Kunden mit zertifizierten Prozessen, wie sie häufig in der Luft- und Raumfahrt sowie in der Medizintechnik anzutreffen sind, schätzen und verlassen sich auf das System, um sicherzustellen, dass kontinuierlich Pulver von höchster Qualität im Einsatz ist.
Eine weitere Neuerung ist der schnelle Wechsel des Baucontainers. Denn es ist nicht mehr nötig zu warten, bis der Bauauftrag abgekühlt ist. Abdeckungen für den Baucontainer und den Arbeitsraum werden während des Betriebs im Arbeitsraum gelagert. Sie dienen dazu, den Baucontainer bei der Entnahme zu verschließen und die Inertgasatmosphäre in der Maschine zu erhalten. Der nächste Auftrag kann so ohne erneute Inertgasflutung schnell gestartet werden.
Das neue Konzept setzt auf Grundlagen, die man aus dem Werkzeugmaschinenbau kennt. Soll damit bei DMG Mori die Additive Fertigung aus dem Exotenstatus geholt werden, weil sich die Systeme besser in die allgemeine Fertigung integrieren lassen?
Mit den Erfahrungen aus dem Werkzeugmaschinenbau sind wir in der Lage, ein hohes Maß an Stabilität und Wiederholgenauigkeit auch in der Additiven Fertigung zu integrieren. Auch das flexible Handling ist ein Thema, das in der CNC-Bearbeitung längst eine Standardanforderung ist. Da wir die Additive Fertigung als immer wichtigeren Teil der Prozesskette verstehen, ist es naheliegend, die Eigenschaften von Werkzeugmaschinen – wenn sinnvoll – auch in der Additiven Fertigung zu implementieren.
Wird an einer Verkettung mit der Zerspanung gearbeitet, um noch mehr Abläufe zumindest teilweise austomatisieren zu können?
Die Additive Fertigung wird nie ganz ohne Zerspanung auskommen, so dass wir die Pulverbettmaschinen bereits seit geraumer Zeit immer im Kontext ganzheitlicher Fertigungslösungen sehen. Sowohl vor als auch nach dem Materialaufbau im Pulverbett gibt es Prozessschritte, die auf CNC-Maschinen durchgeführt werden. So kann beispielsweise ein Grundkörper schneller gefräst werden, ehe die Lasertec 30 SLM 3. Generation komplexe Geometrien erzeugt. In der Nacharbeitung ist es wiederum nötig, Passungen, Bohrungen und andere hochgenaue Bereiche präzise zu fräsen.
Ist das Thema Bauraumgröße in Zukunft Entwicklungsgegenstand? Wird es von DMG Mori LPBF-Maschinen mit größerem Bauraum geben?
Mit dem kontinuierlichen Ausbau des Produktportfolios reagiert DMG Mori immer wieder auf die Anforderungen seiner Kunden. Der allgemeine Trend im Markt geht hin zu immer größeren Maschinen. Deshalb wird die Bauraumgröße auch bei künftigen Entwicklungen eine Rolle spielen und weiter anwachsen.
Wie sieht man den steigenden Wettbewerbsdruck chinesischer Anbieter, die mit teilweise wesentlich niedrigeren Preisen in den Markt drücken?
Die niedrigen Preise der Wettbewerber aus China stellen stets eine Herausforderung dar. Daher konzentrieren wir uns weiterhin auf unsere Stärken, die uns von den anderen Anbietern abheben. Mit über 150 Jahren Erfahrung im Werkzeugmaschinenbau bringt DMG Mori nicht nur ein umfangreiches Know-how in die Entwicklungen ein, sondern steht seinen Kunden auch als verlässlicher Partner zur Seite. Wir bieten ganzheitliche Komplettlösungen entlang der gesamten Prozesskette – alles aus einer Hand und mit einem Höchstmaß an Verlässlichkeit dank einer über Jahrzehnte etablierten weltweiten Sales- und Servicestruktur.
DMG Mori auf der Formnext: Halle 12.0, Stand D139
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